Montag, 13. Mai 2013

RAUSUNDLOS SPRICHT.

RAUSUNDLOS ist für mich ein sehr intensiver Blog, welcher mich unglaublich berührt. Mit Texten die Tiefe beweisen und zum Denken anregen, gelingt es dem 19 jährigen Autor aus dem Süden Deutschlands, die Menschen anzusprechen. Seine Texte treffen. Sie bewegen. Und sprechen unaussprechliches aus. Die Balance aus Anonymität und Intimität beherrscht er perfekt. Lasst euch inspirieren und begeistern, wie ich. In einem Interview stelle ich euch den Mensch dahinter vor. Ein Gespräch über gute Musik, gesammelte Eindrücke, geschenkte Gefühle und einen Reim.
__________________________________________________________________

Rausundlos, das ist für mich loslassen. Eintauchen. Etwas wagen. Was ist Rausundlos für dich. Für was steht Rausundlos

Rausundlos beschreibe ich am besten mit dem, was ich am 30.12.2009 geschrieben habe:
Ruheloses Herz 

Manchmal will ich einfach nur, 
dass es still ist. 
Still um mich herum. 
Still in mir. 
Lass mich raus. 
Raus und los.
Das heißt: Raus aus mir, vielleicht ist es das, und los, leben - was auch immer das ist.

Das ganze Interview nach einem KLICK


Lieber Rausundlos, dein Blog beherrscht das Gleichgewicht aus Intimität und Anonymität. Kannst du dich mir in Eigenschaften beschreiben, um ein Bild von deinem Wesen zu vermitteln?

Perfektionistisch. Zielstrebig. Hin- und hergerissen. Verträumt. Realistisch. Melancholisch. Humorvoll. Kreativ. Logisch. Widersprüchlich? Das wären so ein paar Adjektive, die mir einfallen würden und die wohl auch anderen einfallen würden, also Menschen aus meinem Leben, meinem Umfeld, die mich kennen - ohne von meinen Texten zu wissen. Ich denke nicht, dass sie alle jedes dieser Worte benützen würden. Jeder würde andere aus einem "bestimmten Bereich" nennen. Widersprüchlich ist vielleicht das treffendste Wort. Du siehst ja an den anderen Eigenschaften, dass sie sich oft gegenseitig ausstechen oder gar nicht zusammen passen. So auf den ersten Blick. Gerade deshalb glaube ich aber, dass sie eben genauso ein ziemlich gutes Bild von meinem Wesen vermitteln, weil ich eben nicht sagen kann "Ich bin so" oder "So bin ich". Ich weiß es selbst nicht genau. Manchmal sehe ich mich so, dann wieder so.
Wahrscheinlich bin ich alles zusammen, ich bin ein riesengroßes Durcheinander, ein Haufen an Gedanken, Gefühlen, Idealen, Ideen, die überhaupt nicht zusammen passen.

Deine Texte treffen den Leser. Sie berühren ihn und lassen dennoch Platz für Interpretation. Welches Gefühl ist dir wichtig, dass der Leser aus deinen Texten mitnehmen soll?

Hm. Die Intimität, die du bei der ersten Frage erwähnt hast, ist tatsächlich ein sehr, sehr wichtiger Punkt. Ich denke nicht, dass es so sehr das eine Gefühl gibt, dass beim Leser ankommen soll; viel mehr soll es die Tatsache sein, dass das was ich schreibe ehrlich, aus dem tiefsten Innersten, ungeschmückt, pur - nackt - daherkommt. Ehrlich soll es sein, und wahr.

Aus dieser Tatsache ziehen Leser, so denke ich, unterschiedliche Lehren und damit vor allem Gefühle. Ich stehe sehr gerne in Kontakt und regem Austausch mit Lesern und manche sagen, sie fänden das ein oder andere verstörend bzw. aufwühlend; andere sagen, sie fühlten sich verstanden, weil ich etwas ausdrücke, dass sie ähnlich sehen/empfinden/erlebt haben. Oder beides zugleich. Die Liste kann man sicherlich weiterführen und ich lese ja auch in einigen Blogs (darunter ja der deine) und mir geht es da eben sehr ähnlich. Ich ziehe meine eigenen Schlüsse aus dem, was die Menschen schreiben. Manchmal stimme ich komplett mit dem überein, was da steht; manchmal überhaupt nicht. Genauso verhält es sich mit Leserkommentaren, die so unglaublich bereichernd sind. Das wünsche ich mir eben für meine Leser, dass sie für sich selbst etwas mitnehmen können - sei es dasselbe was die Texte für mich bedeuten oder etwas ganz anderes.

Wenn du ein Reim wärst, welcher wäre das?

"The tenderest touch leaves the darkest of marks, 
and the kindest of kisses break the hardest of hearts." 
(Hardest of Hearts, Florence + the Machine)

Du beschreibst, dass es dir mit Musik gelingt, die Welt hinter dir zu lassen und ,,ihr quasi die Tür vor der Nase zuzuknallen." Welches Lied hat dir zuletzt dieses Gefühl geschenkt und warum?

Genau so ist das. Mit Musik schaffe ich es, die Welt und damit die Wahrheit komplett und vollkommen auszublenden, abzustreiten, dass sie existiert. Komischerweise passiert das häufig dadurch, dass ich mich mit Musik noch stärker in etwas hineinsteigere, darin versinke, ertrinke. Genau das ist auf gewisse Weise mit dem letzten Lied, nach dem du fragst, eben der Fall. Zufälligerweise ist es sogar eines der wichtigsten Lieder für mich, das auf so viele Situationen in meinem Leben passt ... und ich stelle gerade fest, dass auch sehr gut zu "rausundlos" passt. Das ist mir bisher nicht aufgefallen, obwohl es so offensichtlich ist.

Rise Against - Satellite 

Es verkörpert für mich den Fluchtgedanken, das unbemerkte Weglaufen und Verschwinden vor dem was unrecht ist oder mit dem man nicht mehr zurechtkommen kann, weil "man sich der Welt nicht mehr stellen kann". Es verkörpert, dass man den Rest des Lebens noch vor sich hat und man daraus noch etwas machen kann - auch wo anders, dass es okay ist, einfach alle Zelte abzubrechen und etwas neues zu beginnen. Dass die Vergangenheit aber bleibt und man die Dinge nicht einfach so abhaken und abstreiten kann, dass selbiges aber auch für das Leben gilt. Und auch,dass man sich den Dingen, die in einem vorgehen, vollkommen hingeben muss, dem Guten wie dem Schlechten, dass man den Schmerz vielleicht sogar suchen muss und dass man Dinge abschließen muss, bevor Platz für neues ist, dass man vielleicht auch mal die Hoffnung verlieren muss.

Das war ja nun eher alles auf den Text bezogen, aber auch das Instrumental dahinter drückt eben genau das aus. Es haut rein und lässt "dich hochfahren", gibt dir das Gefühl des Ausbrechen-Wollens. Deshalb finde ich es wahrscheinlich so gut - für mich sind die Lyrics perfekt - sie drücken sehr viel mehr aus als das was ich gerade beschrieben habe bzw. ist das stellenweise eher meine eigene Interpretation davon und dann kommt dazu eben der Beat, der das Gefühl so gelungen unterstreicht und letztendlich alles drumherum aussticht und betäubt.

Was hat dich heute zum Lächeln gebracht?

Zum Lächeln hat mich heute gebracht, dass ich Post bekommen habe, die meine berufliche und persönliche Zukunft verändern kann, aber dazu weiß ich leider noch nichts konkretes. Das "kann" ist tatsächlich kein "wird" sondern ein "könnte". Aber ein gutes Zeichen, das zwar nichts heißen muss, ist immer noch besser als ein schlechtes.
__________________________________________________________________

Vielen Dank für dieses Interview und ein kleines Dankeschön an all deine inspirierenden Mails und die lieben Worte!

1 Küsschen:

Becca. hat gesagt…

Wow. Einfach nur wow. Danke für diesen Tipp, der Blog ist wirklich.. [...]. Mir fallen gerade zu viele Worte für diesen Blog ein.

Danke Tom!