Donnerstag, 14. März 2013

V WIE VENDETTA.

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Hetzend laufen wir durch die Geschäfte. Besser gesagt: Sie hetzt. Ich versuche nur schnaufend meine beste Freundin einzuholen. Vergeblich. ,,Morgen ist Valentinstag. Ich brauche doch noch ein Geschenk für meinen Freund, Tom." Ich ahnte nicht, dass ein gemütlicher Einkaufsbummel zum blutigen Kampf nach Liebesbeweisen mutieren kann. Langsam bricht Panik aus. ,,Uns bleiben noch vier Stunden und fünfundzwanzig Minuten, um etwas brauchbares zu finden." Die Uhr tickt. Sie rennt, kramt in Sonderangeboten, findet nichts und läuft weiter. Ihre Halsschlagader pulsiert dabei im Takt zu 'Love is in the air.' Zwischen achsotollen Stofftieren und rosa Herzchenluftballons bleibe ich stehen. Ich kapituliere. Schluss. Aus. Wir brauchen also einen Tag, um uns zu zeigen, dass wir uns lieben? 

Ich möchte nicht sagen, dass ich diesen Tag verabscheue. Ich finde ihn nur äußerst nutzlos und stumpfsinnig. Bevor er in den 50er Jahren bei uns entdeckt wurde, hatten die Menschen noch wichtigere Probleme. Was ziehe ich an? Was gibt es zum essen? Was läuft denn so im Fernsehen? Stattdessen machen wir uns schon vorher wochenlang Gedanken, was wir unserem Herzblatt wohl schenken könnten. Aber nichts scheint in materiellen Dingen vergleichbar mit unserer Liebe zu sein. Ich sehe es ein: Nicht alles, was aus den USA kommt, tut uns gut. Die Atombombe. Windows. Und nun auch noch der Valentinstag. Ein Tag, erfunden aus rein kommerzieller Absicht. Damit Frauen mal wieder Blumen bekommen und Männer ihre Ruhe haben. Aber denkt überhaupt jemand an die armen Blumenhändler? Wie sie eine Extraschickt nach der anderen schieben, nur um die Wünsche der Kunden zu befriedigen? Unnötiger Luxus. Nun haben Männer noch einen nervigen Termin, den sie sich neben dem Geburtstag der Ehefrau und dem eigenen Hochzeitsdatum merken müssen. Der vierzehnten Februar. Streich ihn dir ja rot im Kalender an, Schatz. Dieses Datum wurde doch nur eingeführt, damit Männer nach den sündigen Karnevalsnächten mal wieder etwas Treue und Reue zeigen können. Aber für jeden springt doch etwas gutes raus. Frauen werden zum Dinner eingeladen und Männer bekommen danach den angebrachten Dankeschönsex. Oh, wie toll! Doch was machen die anderen, die Singles, die Nichtgeliebten? Traurig sitzen sie pralinenfutternd vor ihrem Fernseher und schauen eine grauenhafte Romantikkomödie mit Sandra Bullock und Hugh Grant nach der anderen an. Immer klarer werdend, dass ihr Beziehungsstatus nicht Single, sondern Forever Alone lautet.

Gut, meine Gedanken mögen abwegig sein. Doch ich frage mich, warum wir aus einem Tag der Liebe solch ein Chaos machen. Sollten wir uns nicht, anstatt nur am vierzehnten Februar, jeden der dreihundertfünfundsechzig Tage im Jahr lieben? Warum schenken wir uns nicht auch mal außer der festgelegten Reihe etwas? Zeigen öfter Aufmerksamkeit und Gefühl? Am besten wäre es, wir besinnen uns auf das, auf was es an diesem Tag wirklich ankommt. Nicht etwa achsotolle Stofftiere oder rosa Herzchenluftballons, sondern den Mensch, den wir lieben dürfen.


"V WIE VENDETTA" war mein Gastbeitrag für Charlotte. Ich bin ihr dankbar für die Veröffentlichung. 

1 Küsschen:

rausundlos hat gesagt…

Darüber hinaus, glaube ich, übt dieser Tag auch Druck auf Paare aus, einen möglichst perfekten Valentinstag zu verbringen.
Dieses Datum schürt Erwartungen, die vielleicht gar nicht erfüllt werden können und lässt so manche/n im Voraus sicher von etwas träumen, dass vielleicht in die falsche Richtung geht - verglichen mit der Realität, womit sich hinterher eigentlich nur Enttäuschung breit machen kann. Was doch eigentlich schade ist.

Ich glaube sowieso, dass es viel schöner ist, einfach so während des Jahres vollkommen unerwartet, dem/der anderen zu zeigen, was man empfindet.

Wenn einem danach ist.
Und genau das löst sicher auch viel mehr Freude bei der Person aus, an die das ganze gerichtet ist.

Und wirkt auch gleich viel glaubwürdiger, als die Verpflichtung am V.-Tag.